23. – 26. November 2012
Gastbeitrag von Monika Nicoletti
Mönä hatte mich nach der Olympiade zu einem verfrühten Geburtstagsgeschenk eingeladen; eine gemeinsame Reise nach London. Nun war also dieses verlängerte Wochenende gekommen, wo sie mir ihre Landlord und –lady vorstellen würde, die ich ihr anfangs Jahr indirekt vermitteln konnte. Nöc brachte uns zum Flughafen, wo wir noch Wetten abschlossen wie schwer unser gemeinsamer Koffer sei. Mit 20,9 kg hatten wir uns alle verschätzt, und wir hatten vor allem 900 Gramm Übergewicht. Schuld waren sicher meine neuen, noch vollen Duschmittel und Shampoo. Auf dem Rückweg würden wir diese vorher verschenken, so war der Plan. Da wir noch viel Zeit hatten, kauften wir noch Souvenirs für die Englischen Freunde und probierten Parfums aus, bis der Schuss nach Hinten los ging. Eine Flasche sprühte auf die falsche Seite, und so stank mein Kinn den ganzen Tag vor sich hin.
Der Flug nach Luton und die Bus- und Tubefahrt zu unserem Zielort verlief reibungslos. Während der Fahrt hatte ich genügend Zeit die Aussprache der Endstation Walthamstow zu üben. In Walthamstow befindet sich der längste Outdoor Markt Europas. Einen Teil davon durchquerten wir auf unserem Heimweg. An den verschiedenen Marktständen wird alles angeboten, wild gemixt; Früchte, Gemüse, Kleider, Weihnachtsartikel, Haushaltwaren, Take Away Food, Spielzeug und vieles mehr. Sehr imponiert hatten mir die wunderschönen Auslagen an Früchten und Gemüse. Und wenn ich die Zeichen richtig deutete, dann wird vermutlich in nächster Zeit eine neue Mode zu uns kommen: Leggings mit Norwegermuster, gestrickt oder aufgedruckt.
Im Haus Barradas wurden wir auf herzlichste empfangen. Monika hat hier ihr eigenes Zimmer, mit eigenen Regalen und sogar einem eigenen Küchenschrank wo immer noch ihr eigener Tee bereit liegt. Es scheint als hätten Vanessa und Miggy täglich auf sie gewartet. Ich machte die erste Bekanntschaft mit dem Türschloss. Als ich nach draussen ging um ein Foto zu machen, schnappte es zu und ich war ausgesperrt. Vanessa bereitete einen kleinen Lunch vor, wir machten es uns gemütlich, erzählten voneinander und ein paar Olympia Episoden wurden wieder belebt. Die drei Hauskatzen und Nachbarin Eva gesellten sich auch noch dazu. Später besuchten wir das Pub wo ich mir genussvoll zwei Guinness einverleibte. Ich liebe den Geruch in Englischen Pubs, und ich liebe dieses dunkle Gebräu. Den perfekten Abend schlossen wir mit einer perfekten Pizza ab.
Am Samstag durchkreuzte britisches Wetter Monikas Pläne. Bei heftigem Regen gingen wir nach Stratford. Sie zeigte mir wo sie gearbeitet hatte, wo die Olympischen Spiele stattfanden, in welchem Gebäude was stationiert war, und was alles extra für die Olympiade gebaut wurde. Ein komplett neues Quartier mit Einkaufszentrum und Ladenstrasse. Leider wurde die Aussicht durch den nebligen Regenschleier verdeckt. Monika vermisste die wandernden Menschenmassen, die sich in geordneten Bahnen von hier nach da, und von da nach dort bewegten. Ich konnte sie mir lebhaft vorstellen, da ich solche eindrücklichen Massenbewegungen 2006 live an der Fussball Weltmeisterschaft in Deutschland miterlebt hatte. Der Regen wurde immer stärker und wir entschlossen uns nach Camden zum Markt zu fahren. Einigermassen im Trockenen, verbrachten wir fast den ganzen Tag in diesem kunterbunten Gemisch von Menschen, Düften, Kunst und Kitsch. Wir fanden ein paar Souvenirs für uns selber und unsere Liebsten, und wir sahen wieder viele dieser norwegisch gemusterten Leggings. Am Ende der Welt wärmten wir uns mit einen Apéro wieder auf (The World’s End Pub).
Monika suchte den direktesten Weg nach Muswell Hill heraus. Dort wohnt Miggy’s Vater Miguel, und dort fand heute seine Geburtstagsparty statt. Es war die grösste Überraschung, als im Wohnzimmer ein langjähriger Onlinefreund sass. Brian Henderson, den ich bisher noch nie in Wirklichkeit getroffen hatte, und mit dem ich so viele gemeinsame Musikerfreunde habe. Er war es auch, der Monika und das Duo Barradas letztendlich zusammen führte. Der Kreis schloss sich hier bei leckerem, karibischem Festessen – a real Trini Lime!
Am Sonntag wurden wir von blauem Himmel begrüsst. Sofort machten wir uns auf den Weg zu der Emirat Air Line, eine Gondelbahn die die Stadteile Greenwich und Docklands verbindet. Leider wurde der Seilbahnbetrieb wegen orkanartigen Böen nicht aufgenommen. Wir wärmten uns bei einem Cappuccino auf, bewunderten die O2 Arena (von aussen), und standen begeistert auf dem Nullmeridian. Dann machten wir uns auf den Weg zur London Bridge, wo wir den bekannten South Bank Spaziergang bis zur Westminster Bridge unter die Füsse nahmen. Eigentlich eine kurze Distanz, aber wir hatten Stunden bis wir jede Sehenswürdigkeit, jede Schrifttafel, jede Boutique und jeden Strassenkünstler bewundert hatten (Link zu den
Fanti Acrobats on London's South Bank). Es gab ebenfalls noch einen Weihnachtsmarkt, mit Glühwein und rate mal!! Genau, mit Norwegischen Leggings.
Wieder zu Hause begrüssten uns Vanessa, Miggy, Eva und Ali mit einem gemütlichen Apéro. Eva ist aus Polen und hatte viel Interessantes aus ihrer Heimat erzählt. Später gab es Chicken und Gemüse aus dem Ofen. Es wurde noch mehr erzählt und besonders viel gelacht. Auf einmal wurde uns bewusst, dass morgen schon wieder alles vorbei ist. Es ist durchaus möglich, dass sich dieser Besuch zu einer jährlichen Tradition entwickelt.
Die letzte Nacht verflog im Nu. Unsere sieben Sachen waren schnell eingepackt. Und schon ging’s ans Abschied nehmen. Ich mag keine Abschiede! Dieser hier fiel schwer, weil ich London von einer ganz neuen Seite kennen gelernt, und diese neuen Freunde ins Herz geschlossen habe. Mit der Aussicht auf ein Wiedersehen machten wir uns auf den fast zweistündigen Weg zum Flughafen in Luton. Wir schätzten, dass der Koffer etwa gleich schwer sei, wie auf dem Hinweg. Leider hatte ich vergessen das Shampoo zu verschenken, und obwohl ich das Duschmittel im Badezimmer vergessen hatte, wog der Koffer jetzt 21,9 kg. Wir füllten Monikas Handgepäck mit ein paar schweren Sachen und waren froh, dass wir nichts fortwerfen mussten.
Viel zu schnell landeten wir in Zürich. Und alles was bleibt, sind die wunderbaren Erinnerungen, viele verwackelte und ein paar schöne Fotos, und vor allem eine tiefe Dankbarkeit Monika gegenüber. Sie hat mich für vier Tage aus dem Alltag entführt und mir die Seiten von London gezeigt, die ich bisher noch nicht kannte. Sie hat mich überrascht und verwöhnt. Von ganzem Herzen vielen tausend Dank Monika!
P.S.: Ich kann jetzt Walthamstow aussprechen!